FINKA lädt in Melle aufs Feld ein

Text + Fotos: Vanessa Conrad; HOL

Miteinander voneinander lernen und schauen, wie Insektenschutz besser geht: Das ist das Konzept von FINKA, dem Projekt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt. Das Projekt hat das Ziel, die Insektenvielfalt im Ackerbau zu fördern, die Biodiversität auf Ackerflächen zu erhöhen und eine breite Diskussion in der Landwirtschaft anzustoßen. Dazu verzichten 30 konventionell arbeitende Landwirt*innen aus Niedersachsen auf ihren Versuchsflächen auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (PSM), die gegen Schädlinge und Unkräuter eingesetzt werden. Beraten werden sie dabei von ökologisch arbeitenden Kollegen*innen aus ihrer Region.

Zur Veranschaulichung des Projekts fand am Dienstag in Melle ein FINKA-Feldtag mit dem Betriebsleiterpaar Sixtus und Meierfrankenfeld auf deren Flächen statt. Die beiden Betriebe in Melle bilden eines von drei Betriebspaaren aus dem Landkreis Osnabrück. Auf der Versuchsfläche präsentierten sie ihre Zusammenarbeit.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus den unterschiedlichsten Bereichen: Landwirtschaft, Politik, von weiteren Umweltschutzprojekten oder aus rein privatem Interesse.
Der Vormittag startete an der konventionellen Fläche von Jürgen Sixtus. Zu Beginn stellte Vera Kühlmann vom Netzwerk Ackerbau Niedersachsen das FINKA-Projekt vor. Sie erklärte auch das wissenschaftliche Vorgehen bei der Auswertung und beschrieb beispielsweise die Insektenfallen, die auf der Fläche zu erkennen waren.
Landwirt Sixtus erläuterte den Teilnehmenden die bisherigen Maßnahmen, wie das Striegeln, auf dem Acker. Zwischen den Weizenähren zeigte sich reichlich Kamille.
"Bisher hatte ich immer Probleme mit Ackerfuchsschwanz. Der ist in diesem Jahr überhaupt nicht da. Die Kamille stört mich nicht", sagt Sixtus.
Anschließend ging es auf die Fläche des Betriebs Meierfrankenfeld. Hier hatten Werner Meierfrankenfeld und seine Tochter Jessica einen Striegel ausgestellt, den die Interessierten betrachten konnten.
Abgerundet wurde der Feldtag von einer regen Diskussion der Anwesenden.

Im Projekt FINKA stellen die ökologisch arbeitenden Bäuerinnen und Bauern vor Ort konkret Arbeitsgeräte wie beispielsweise einen Striegel zur Verfügung, um das Beikraut einzudämmen. Anschließend gehen konventionell und ökologisch arbeitende Landwirt*innen gemeinsam in einen fachlichen Austausch: Wie kann der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel betriebswirtschaftlich und arbeitstechnisch umgesetzt werden? Konventionell wirtschaftende landwirtschaftliche Betriebe sollen mit ihren ökologisch wirtschaftenden Partnerbetrieben alternative Anbaumethoden erarbeiten und erproben.

Mit den Ergebnissen soll der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Agrarlandschaft reduziert und alternativ die Attraktivität praktikabler, insektenfreundlicher Anbaumethoden herausgestellt werden. Im Projekt FINKA wird zusätzlich wissenschaftlich untersucht, wie sich die geänderte Bewirtschaftungsweise auf die Ackerbegleitpflanzen und damit auch auf die Insektenvielfalt auswirkt. Zwei Projektpartner führen dazu in den nächsten Jahren gezielt Untersuchungen durch. Mit speziellen Fallen, Nisthilfen oder Kameras werden Insekten auf den FINKA-Versuchsflächen bestimmt, um die Veränderung in Anzahl und Art der hier vorkommenden Insekten beobachten zu können. Die sich verändernde Ackerbegleitflora wird parallel dazu erfasst. Bis 2025 werden daher Jürgen Sixtus und Familie Meierfrankenfeld wie auch die anderen 29 Betriebspaare in ganz Niedersachsen eng zum Wohle der Biodiversität zusammenarbeiten.

Verbundpartner im Projekt sind die Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen GmbH, das Netzwerk Ackerbau Niedersachsen e.V., das Landvolk Niedersachsen e.V. sowie das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig, Bonn (ZFMK) und die Georg-August-Universität Göttingen.

Das Projekt FINKA wird gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit sowie dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz mit Mitteln des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz.