Rinderseminar am Donnerstag, den 13.02.2020 auf dem Betrieb Bißmeyer

Am Donnerstagmorgen fanden sich im Hotel „Alt-Riemsloh“ etwa 15 Teilnehmer zu einem Seminar mit dem Thema Rinderhaltung zusammen. Unter den Teilnehmern waren neben erfahrenen Betriebsleitern, Angestellten und Auszubildenden auch drei Mitarbeiter aus dem Haus der Landwirtschaft. Veranstaltet und organisiert wurde das Seminar von der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft in Zusammenarbeit mit dem Landvolk Melle.

Unter der Leitung von Manfred Eggers von der SVLFG stand am Vormittag zunächst die Theorie im Vordergrund. Einige Schwerpunkte waren hier unter anderem der Körperbau, die fünf „täglichen Aufgaben“ eines Rindes (fressen, saufen, scheißen, liegen und beobachten) sowie der weite Blickradius und die unterschiedlichen Sehschärfen. Aus diesem gewonnenen Verständnis für das „Denken“ und das daraus resultierende Verhalten der Tiere lassen sich Schlüsse ziehen für den täglichen Umgang. „Ein Rind vergisst nie!“, daher ist bereits die Kälberaufzucht die wichtigste Basis und prägend für das ganze Leben. Es fiel unter anderem der einfach Satz „Wer schnell sein will mit Kühen, muss langsam machen!“, da Stress und Druck in Bezug auf die Arbeit mit Rindern eher kontraproduktiv sind. Hier gilt: Je langweiliger der Tag, desto entspannter das Rindvieh. Und: Je entspannter die Kuh, desto höher die Milchleistung.

Außerdem zeigte Herr Eggers gemeinsam mit seinem Kollegen Jens Fürsen auch bauliche Lösungen zur Optimierung der täglichen Arbeit mit den Rindern und präsentierte beeindruckende Videos und Praxisberichte über den Einsatz von Hunden in der Rinderhaltung. Hier können beispielsweise entsprechend ausgebildete Hunde auf Kommandozuruf Rinder von der Weide auf einen Viehtransporter treiben und zusätzliche Arbeitskräfte ersetzen.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen folgte dann der Praxisteil auf dem Milchviehbetrieb der Familie Bißmeyer im Meller Ortsteil Krukum. Hier präsentierten die Referenten zunächst verschiedene Techniken zur Beruhigung und zum Aufhalftern von Kühen, die die Teilnehmer auch gleich selbst ausprobieren konnten. Eine Halfterform ermöglicht es, ein Stück Seil locker durchs Maul zu führen, das Tier ist abgelenkt, versucht den Strick loszuwerden und der Tierarzt kann praktizieren. Oder ein Rind wird am Halfter auf einen Anhänger geführt und die Klappe verschlossen. Um hier gefährliche Unfälle beim Entfernen des Stricks zu vermeiden, lernten die Teilnehmer eine sichere Schlaufenlösung. Des weiteren demonstrierte Eggers noch den Einfluss der Körpersprache des Menschen auf das Verhalten der Rinder. Unter Beachtung des Balancepunktes auf Schulterhöhe des Rindes lässt es sich ohne Körperkontakt vor- oder zurückführen ohne zusätzliche Hilfsmittel wie Sprache, Stock oder Hand. Ein Rind kann nur in gerader Linie zurückgehen, beim Vorwärtslaufen führt es sein innerer Trieb immer wieder im Bogen zu seinem Ausgangspunkt zurück. Das macht man sich beispielsweise im Melkstand, in Abtrennungen für Untersuchungen oder bei Wegführungen zum Verladen zunutze.

Im Rahmen des Praxisteils erhielt Thomas Bißmeyer großes Lob für seine extrem entspannte Milchviehherde und die guten Bedingungen seiner Kälberhaltung. Gleichzeitig erhielt er auch noch wertvolle Hinweise, wie sich mit einigen einfachen baulichen Maßnahmen die Arbeitsbedingungen im Melkstand noch optimieren lassen.

Beim abschließenden Resümee waren sich alle Teilnehmer einig, wertvolle Tipps und Informationen für sich und den eigenen Betrieb gewonnen zu haben, die gleich am Abend im eigenen Stall ausprobiert und umgesetzt werden wollten.

Ein besonderer Dank gilt zum Schluss noch den beiden kompetenten Referenten der SVLFG und Familie Bißmeyer, die Ihren Betrieb für den Praxisteil zur Verfügung gestellt hat.